Alpwirtschaft im 21. Jahrhundert

Einführung in die Sevler Alpwirtschaft im
21. Jahrhundert

von Richard Schwendener, ehemaliger Alppräsident

Die Alpbewirtschaftung hat gleichzeitig mit dem Wandel in der Landwirtschaft geändert.
Die Ortsgemeinde hat schon in den späten achziger Jahren gemerkt, dass sich der Markt verändert und hat als erste Alpeigentümerin im Werdenberg in einem grösseren Ausmass Mutterkühe aufgetrieben.
Heute sömmern auf unseren Alpen Robustrinder neben Hochleistungstieren und Mutterkühen mit ihren Kälbern. Das Farbbild ist auch recht vielfälltig geworden und die hornlosen Tiere sind mittlerweile stark in der Überzahl. Die Herkunft der ca. 400 Tiere beschränkt sich nicht mehr auf unsere Region, viele Tiere stammen aus dem Thurgau, dem Kanton Zürich und aus dem Toggenburg. Der Anteil an einheimischen Tieren ist mittlerweile auf ca. 35 % gesunken.

Wir dürfen stolz sein, dass wir über Jahre die gleichen Kunden haben und Betriebe nur verlieren wenn sie die Landwirtschaft aufgeben.
Abgehende Betrieb konnten laufend ersetzt werden, in den letzten Jahren hatten wir immer eine sehr gute Bestossung. Unser Produkt, ein gesundes und wohlgenährtes Tier im Herbst ,unser transparentes Abrechnungssystem und unsere gute Erreichbarkeit vom Unterland her sind wohl überzeugend. Jeden Spätwinter kommt die bange Frage nach der Anzahl Tieren bei den Viehanmeldungen, aber jedesmal haben wir bis im März alle Plätze vergeben.

Die Ortsgemeinde Sevelen betreibt keine Milchkuhalp mehr, wir sömmern ausschliesslich Galtvieh und Mutterkühe. Dank den Sömmerungsbeiträgen und einer guten Bestossung kann die Alpung insgesamt kostendeckend betrieben werden, ein wichtiges Ziel kann damit erreicht werden. In den letzten Jahren haben wir, entsprechend unseren Möglichkeiten, laufend in die Gebäude investiert um die Wohnverhältnisse für unser Personal zu verbessern.
Ein spezielles Augenmerk muss der Vergandung und Verwaldung der Alpweiden gewidmet werden. Wir bemühen uns, die Alpweiden wieder vermehrt von Wald zu säubern, die vergangenen Jahre wurde in dieser Richtung zuwenig unternommen. Der Wald nimmt immer mehr Land auf Kosten der Weideflächen in Anspruch
Die speziell erfreulichen Ereignisse in einem Alpsommer (Alpfahrten, Festli, herrliches Wetter, gesunde Tiere) sind der Lohn für eine strenge und bei schlechtem Wetter nicht immer leichte Aufgabe. Alle welche sich mit der Alpwirtschaft beschäftigen sind die wahren Idealisten und echten Pfleger und Bewahrer unserer Bergwelt und der ländlichen Tradition, ihnen gehört ein aufrichtiger Dank!
Ohne Menschen, welche noch Freude an der Alpwirtschaft haben wird sich die Bergwelt schnell verändern und nachhaltig verschlechtern, zudem wird über Jahrhunderte gepflegtes Brauchtum verschwinden.